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> Tanz in die Verdammnis
Medivh
Beitrag 30.01.2005 - 23:35
Beitrag #1


Maat
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Achtung: Wer "Der Tanz zum Tod" nocht nicht gespielt hat, sollte hier NICHT weiterlesen!

(Basierend auf den Abenteuerideen von Ali Ben Baba und evtl einiger anderer Kurzabenteuer habe ich eine Kampagne gestartet mit meinen Jungs. Ich führe sie derzeit nur durch die Kurzabenteuer, will aber später in einem größeren Abenteuer landen, mal sehen, hab da schon ein paar Ideen, aber die lesen ja hier mit biggrin.gif )

Tagebuch des Volker von Hildebrand.

Volker von Hildebrand ist der NSC der Bande, meine persönliche Hommage an Volker von Alzey und das Hildebrandslied. Ich probiere gerade aus, wie es auf das Gedächtnis meiner Jungs wirkt, wenn ich ihnen a ) regelmäßig Volkers Tagebuch zwischen den einzelnen Sessions zusende als Gedankenstütze und b ) wenn ich in ein WEP-Vergabesystem stecke, bei dem sie sich selbst gegenseitig (natürlich reguliert) die Erfahrungspunkte geben. Das bedeutet für meine Jungs: aufpassen, was der andere da eigentlich gemacht hat und was nicht....

Was im Namen Halphas habe ich am Herrn verbrochen, um das zu verdienen? Da war ich nun, jüngster Spross aus dem Hause Gundahars von Hildebrand, Herzogs von Brinnenhagen in Tinor, ausgerüstet mit Schwert und Schild und dem Glauben an den Herrn … und ziehe mit flohzerfressenen Söldnern in die Wüste.
Etwas von der Welt wollte ich sehen, doch was hat es mir eingebracht? Ein viel zu hohes Passiergeld an den Grenzen unseres ach so hoch geschätzten Nachbarlandes, Lethon, dem Reich des Sonnenkaisers, hat mich in arge Bedrängnis gebracht. Damit mein treuer Zosse Sindold und nicht vor Hunger umkommen, musste ich niedere Dienste annehmen und stand letztlich sogar in einem Söldnerhaus, um mich auf der Jagd nach einem Verbrecher zusammen mit einigen zweifelhaften Individuen zu verdingen.
Nun ist es bereits einige Tage her, dass wir uns der Karawane nach Eynor angeschlossen haben. Anfangs war ich der einzige, der den Luxus eines Reittieres genießen konnte, doch noch vor unserem Aufbruch kam Vanwahenion, der Waldelf dieser Söldnertruppe, grinsend mit einigen Pferden im Schlepptau. Er behauptete, sie günstig erstanden zu haben. Ich bin gewillt, dies jetzt einmal zu glauben, da es sich um einen Waldelfen handelt, ein Mitglied jener geheimnisvollen Rasse, die sich nicht nur gut mit Tieren versteht, sondern die auch einiges auf alte Werte wie Ehrlichkeit hält. Angeblich. Aber bei den neun Siegeln des Grimorium des Halphas schwöre ich, Diebstahl und Unehrlichkeit hart zu ahnden.
Über die Tage hinweg beobachtete ich meine Begleiter. Ich scheine der einzige von Adelsstand zu sein und zudem der einzige, der das Rittergelübde abgelegt hat.
Da wäre als erstes Vanwahenion, den ich bereits erwähnte. Ein Waldelf, jedoch ohne den typischen Bogen, ohne den man einen Waldelfen niemals antrifft – so sagt man. In weite Gewänder gekleidet erscheint er mir eher wie ein Magier. Vielleicht ein Hexer, den seine Sippe ausgestoßen hat und der das Land nun verheert. Meine Klinge wird ihm den Garaus machen, sobald ich etwas derartiges erkenne.
Dann Aldagrim Torgem, ein Söldner nach Maß. Goldgierig, ehrlos, aber dieser hier ist völlig wahnsinnig. Völlig grundlos fing er an, einen Händler namens Latt Schatu IX. zu prügeln. Gut, der geschwätzige Kerl kann einem bisweilen auf die Nerven gehen, aber ihn deshalb anzugreifen? Ich habe dem Carromer bei meiner Ehre geschworen, ein derartiges Verhalten nicht noch einmal zu tolerieren.
Lucian ist ein zweischläfriger Bursche, anscheinend aus Gorn. Der arme Kerl sieht aus, als wäre er im Wald ausgesetzt worden und sein Schoßtier, ein waschechter Wolf, bestätigt meine Vermutung. Als uns Wüstenräuber angriffen, die uns zahlenmäßig weit überlegen waren, fiel er als erster durch eine Pfeilwunde am Hals, Vanwahenion konnte ihn gerade noch so von der Schwelle des Todes mit seinen Wundscher-Künsten retten.
Zu guter Letzt begleiten und auch noch zwei Frauen, und das gleich zwei Begünstigte Hazels. Die eine, Grimalda, ist eine Hexe, die offenbar eine ähnliche Freude an gefiederten Begleitern hegt wie ich. Sie ist ebenso hübsch wie clever, hat sie jedoch einen gewissen Drang zur Theatralik. Die Amazone Jarvena komplettiert den durchwachsenen Haufen schließlich. Sie ist genau so hübsch wie seltsam, aber meine Beobachtungen sind noch nicht abgeschlossen.

Der Tag war auf jeden Fall ziemlich heiß heute. Als die Karawane durch ein weiteres Dünenmeer zog, die Berge des Wahnsinns südöstlich hinter sich lassend, erschienen zu beiden Seiten des Tales Reiter. Sie waren in schwarze und dunkelviolette Gewänder gehüllt und mit Speer, Krummsäbel und Bogen bewaffnet. Wüstenräuber. Sie hatten den Zeitpunkt exzellent gewählt, von der einen Seite blendete uns die Sonne und von der anderen Seite blies der Wind Sand in die Augen. Sie waren auf jeden Fall mal nicht dumm. Ich schätzte ihre Anzahl auf neunzig, etwas mehr als vierzig pro Talseite.
Sie griffen uns in drei Wellen an. Während die zweite und die dritte Welle schoss, preschten sie in Vierergruppen an den Söldnern vorbei und hieben nach links und rechts. Die Säbelreiter waren dabei jedoch nicht so verheerend wie die Speerreiter. Wir hatten einige Tote zu beklagen. Danach deckte uns die dritte Welle mit Pfeilen ein, während uns die zweite Welle angriff und die erste bereits zu dem hastig zusammengestellten Wagenkreis vordrang. Mit rund dreißig Söldnern war die Verteidigung aussichtslos gegen diese Übermacht.
Ich hörte eine dröhnende Stimme über dem Schlachtfeld, die uns Leib und Leben zusicherte im Austausch gegen die mitgeführten Waren. Leider waren nicht alle der Ansicht und deshalb wurde noch viel Blut vergossen.
Zwei der Angreifer konnte ich kampfunfähig machen, als sich plötzlich etwas abseits eine Wand aus Sand erhob und vier weitere Reiter einhüllte. Ihren Schreien zufolge erging es ihnen nicht sehr gut. Ich kämpfte, wie ich es von dem Waffenmeister meines Vaters gelehrt wurde, jedoch musste auch ich mich der Übermacht der Angreifer beugen und streckte meine Waffen, wollte ich nicht sinnlos sterben. Aus mehreren Wunden blutend und einen Pfeil jeweils in Oberschenkel und meinem Waffenarm kniete ich mich neben einen der Wagen. Meine Begleiter hatten scheinbar weniger Glück. Wie bereits erwähnt, grenzte es nur Dank Vanwahenions schneller Reaktion an ein Wunder, dass Lucian die Schlacht überlebte und auch Jarvena musste behandelt werden. Aldagrim lag von einer Wurfkeule neidergestreckt in meiner Nähe. Möglicherweise war dies der Grund für seinen später folgenden Ausraster.
Nun, ihre Waffen beherrschen meine neuen „Freunde“ ja anscheinend, ob es nun die Magie oder eine gute Klinge sei. Aber wer ist bitte schön so Chuzumwölkt, sich einem Angriff von Kavalleristen in den Weg zu stellen? Selbst wenn es auch nur leichte Reiter wie diese Wüstenräuber sind, nicht schwere Kavallerie wie die Ritter der Weißen Lanze, die im Dienste meines Vaters stehen. Ich habe ja schon einige Angriffe von Kavallerie gesehen, diese verließen sich jedoch eher auf die brutale Gewalt ihres Ansturms. Einen derart organisierten Angriff wie diesen habe ich noch nie gesehen; diese Reiter wussten ihre zahlenmäßige Ãœberlegenheit perfekt auszunutzen.

Nach dem Angriff und etwas Zeit zum Ausruhen entschlossen wir uns dafür, den Räubern in ihren Unterschlupf zu folgen und den Hauptmann gefangen zu nehmen. Da dies der ursprüngliche Auftrag warn, den wir angenommen hatten, fiel uns diese Entscheidung nicht sehr schwer. Wir sind nun bereits einen Tag unterwegs und haben auf die Gebirgskette zugesteuert. Grimalda sandte ihren Falken zum Kundschaften voraus und unterhielt sich anschließend mit ihm. Was für eine Art der Magie ist das?
Jarvena beschloss, auf gut Glück zu den verlassenen Zwergenfestungen zu reisen, die der Falke Grimaldas ausgemacht hatte. Wir werden den Beistand der Götter und alles Glück der Welt brauchen, um dieses verfluchte Gebirge zu durchqueren und auf eine Verbindung zwischen den Ruinen und dem Lager der Räuber zu hoffen.

Der Beitrag wurde von Medivh bearbeitet: 18.05.2006 - 17:51


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Medivh
Beitrag 23.05.2007 - 18:27
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Sessions: mittlerweile unbekannt

Einige Tage später erreichten wir West-Marvel. Durch eine Katastrophe, über deren Quelle es geteilte Meinungen gibt, wurde die östliche Hälfte dieses Dorfes einst in einen Krater hinab gerissen und zerstört, so dass nur noch der Rest, der nun West-Marvel genannt wird, erhalten blieb. Dort trafen wir auf die wohl absurdeste Gemeinde im Norden Tinors. Wir quartierten uns im „Inferno“ ein, dem einzigen Gasthaus in den Überresten von Marvel. Da die meisten Einzelzimmer belegt und bezahlt waren, aber keine Gäste hatten, mussten wir wohl mit dem Schlafsaal Vorlieb nehmen.
Später am Abend, als einige von ihren Besorgungen zurückkehrten, rief und Aldagrim zu sich in den überfüllten Schankraum. Er wies dort auf ein kleines Mädchen im Nachthemd, das ihm begegnet sei und das behauptete, von einem bösen Magier gefangen zu sein. Als der Söldner ihr die Frage gestellt hatte, wie es möglich sei, dass sie gefangen sei, aber dennoch hier im „Inferno“ auftauche, lief just einer der … „Gäste“ der Kneipe durch das Mädchen hindurch, offenbar keinerlei Notiz von ihm nehmend. Als wäre das nicht schon Antwort genug erklärte das Mädchen, das sich selbst Francesca nannte, dem Söldner, dass sie in einem magischen Gefängnis stecke, das ihr im Laufe der Zeit offenbar einige ungeahnte Fähigkeiten verliehen habe.
Nach einigem Hin und Her beschlossen wir also, das Mädchen zu befreien. Die geisterhafte Erscheinung führte uns in den eingestürzten Teil Marvels, also hinab in den nur noch aus Trümmern bestehenden Talkessel. Das Wetter arbeitete gegen uns, es war stürmisch und regnerisch, doch davon ließen wir uns nicht abhalten. Der Einsturz Marvels hatte einen Stollen am Hang freigelegt, den wir betraten. Nachdem wir dem unterirdischen Gang eine Weile gefolgt waren, Lat-Tschatu schätzte die Entfernung auf knapp eineinhalb Kilometer, änderte sich das Gesamtbild des Stollens. Er bekam gemauerte Wände und wurde breiter, aber erst etwa einen weiteren Kilometer gelangten wir in den ersten, nennenswerten Raum.
Es war ein Eingang, könnte man sagen. Eine steinerne Rampe führte in der Mitte des Raumes zu einer Schlucht, deren Wände ebenfalls gemauert waren. Der Graben war etwa 5 Meter breit und unermesslich tief, in einer nicht feststellbaren Entfernung unterhalb der Kante des Grabens war eine Plattform zu sehen. Auf der anderen Seite war in der Wand, etwa weitere fünf Meter hinter einem Podest, eine große Tür mit zwei Flügeln eingelassen.
Links und rechts von der Rampe waren, abgetrennt davon, zwei verschiedene Becken eingelassen. In dem Becken links neben der Rampe war klares Wasser zu sehen, rechts neben der Rampe ein Flammenmeer. Jeweils am Ende dieser Becken fand sich ein Podest, in den ein bronzener Hebel eingelassen war.
Lat-Tschatu versuchte, über den Graben zu springen. Zum Glück hatte er sich vorher ein Seil um Brust und Schultern gebunden, an dem wir ihn fest hielten, denn etwa in der Mitte des Grabens prallte er gegen ein bis dahin unsichtbares Kraftfeld, das in allen Farben glühte, als der Carromer es unfreiwillig berührte, und danach wieder verblasste. Es war also anzunehmen, dass der eine Hebel das Kraftfeld ausschaltete und der andere Hebel die Plattform hochfuhr, so dass man ebenerdig von der Rampe zur anderen Seite gehen konnte.
Aldagrim warf ein Stück Geröll in das Wasserbecken. Es versank, verursachte noch einige Wasserringe auf der Oberfläche, das war aber schon alles. Der Söldner glaubte nun, dass kein gefährliches Monster oder ähnliches in dem Becken lauerte. Lat-Tschatus anschließender Versuch, durch das Wasserbecken zu dem Hebel zu waten, wurde im Keim erstickt. Er hatte kaum mit der Fußspitze – er hatte sich vorher seiner Stiefel entledigt – das Wasser berührt, da kroch unnatürliche Kälte seinen Fuß und sein Bein hoch. Glücklicherweise zog er sich schnell genug zurück. Sein Bein war bereits mit Frostkristallen überzogen und fühlte sich eiskalt an. Die Schmerzen mussten unerträglich sein, doch der Carromer biss tapfer die Zähne zusammen und wärmte sein Bein wieder auf.
Aldagrim untersuchte die Wände und fand an der Wand gegenüber dem Flammenbecken einige seltsame Steine in der Mauer, auf die er den Händler hinwies. Lat-Tschatu fiel wenig anderes ein, als einfach mal auf einen Stein zu drücken. Ein größeres Mauerstück glitt zur Seite und offenbarte eine etwa kopfgroße Kammer dahinter, aus dessen rückwärtiger Wand ein schlichter Metallstift ragte. Der Händler zog daran, die Kammer verschloss sich wieder und ein etwa menschengroßes Stück wand glitt diesmal zur Seite, hinter der eine weiter Kammer zu finden war, in der alte, abgetragene Stiefel standen. Lat-Tschatu zog die Stiefel an und hielt einen Fuß über das Flammenbecken. Sofort begann der Stiefel zu schwelen und der Händler zog sich augenblicklich zurück. Offenbar waren diese Stiefel nicht zum Überqueren des Flammenbeckens gedacht sondern, wie Aldagrim bewies, zum Überqueren des tödlichen Wasserbeckens. Der eine Stiefel, den Lat-Tschatu über das magische Feuer gehalten hatte, war jedoch schon beschädigt, so dass Aldagrim einbeinig über das Wasser schlittern musste, was für alle Anwesenden ein lustiges Schauspiel war. Aldagrim betätigte den Hebel und die Plattform fuhr aus der Tiefe des Schachtes hoch.
Lat-Tschatu glaubte, dass bei der Wand gegenüber des Wasserbeckens auch eine Geheimkammer sein müsste, und er hatte Recht. Gleich vier kopfgroße Kammern öffneten sich und in jeder war ein Metallstift zu sehen. Aldagrim zog direkt an dem erstbesten Stift und wurde prompt von aus der Wand hervorstoßenden Steinbolzen verprügelt. Hätte ich nicht zufällig hingesehen, wäre mir das gar nicht aufgefallen, so schnell schossen die Steinarme hervor und zogen sich wieder zurück. Als Jarvena dann auf die Idee kam, dass alle vier Stifte gleichzeitig gezogen werden müssten, zog sie wohl etwas zu früh, denn Aldagrim und sie wurden schon wieder von den Steinarmen schwer getroffen. Schließlich gelang es ihnen und eine weitere Kammer öffnete sich, mit schwarzen Lederstiefeln darin, die fast 70 cm hoch waren. Lat-Tschatu zog sich diese Stiefel an und watete durch das Flammenmeer zu dem Hebel. Er betätigte ihn und kehrte zu uns zurück. Nun waren beide Paar Stiefel wieder verschwunden und die Kammern verschlossen, sie ließen sich auch nicht wieder öffnen, wie der Händler herausfand.
Wir überquerten also die Plattform und öffneten das Tor, halb erwartend, dass irgendeine Falle auf uns lauerte. Doch nichts geschah, außer, dass sich in dem Gang hinter dem Tor die Fackeln wie von selbst entzündeten. Nach etwa 50 Metern wies der Gang rechts und links jeweils eine Tür auf. Lat-Tschatu entschied sich für die rechte Tür, konzentrierte sich kurz und meinte dann, der Raum wäre verlassen bis auf ein drachenähnliches Geschöpf, das jedoch in einem ausladenden Gehege gefangen sei. Aldagrim wollte die Tür bereits öffnen, doch Lat-Tschatu hielt ihn an der Schulter fest.
„Holt vorher tief Luft, damit ihr was zum Ausatmen habt“, ermahnte er uns mit ernstem Gesichtsausdruck, der das Blitzen in seinen Augen, das bei ihm für gewöhnlich nackte Gier bedeutete, nicht verbergen konnte.
Aldagrim stieß die Tür auf und wir hörbar Luft aus. Der Raum war groß und bequem ausgestattet. Mehrere Sitzgelegenheiten waren darin zu finden, ausladende Sofas gleichermaßen wie Stühle an Tischen zum Arbeiten. Einige Bücherständer waren scheinbar wahllos im Raum verteilt, der von einigen dicken Steinsäulen gestützt wurde, die wiederum mit schweren roten Samtvorhängen verkleidet waren. In der Mitte des Raumes war das Gehege eingerichtet, von dem Lat-Tschatu sprach. Es war groß, mit viel Grünzeug bewachsen und ein Brunnen stand in der Mitte, aus dem kontinuierlich klares Wasser sprudelte. Das drachenähnliche Wesen war etwa zweimal so groß wie ein Pferd und hellbraun. Es knabberte an einigen Pflanzen und schenkte uns ansonsten keinerlei Notiz. Die Wände des Raumes waren mit Regalen und Schränken zugestellt, und das war die größte Sammlung von Büchern, die ich jemals gesehen hatte.
Mit einem Grinsen im Gesicht zwinkerte mir Lat-Tschatu zu und begab sich zum erstbesten Regal, wo er versuchte, Bücher zuerst einzusehen und dann einzusammeln.
Unglaublich, was hier an Lesestoff herumstand. Vom „Standardbuch der Zaubersprüche, Band 1-612“ in dreifacher sprachlicher Ausfertigung über „Magische Hieroglyphen und Symbole, Band 1-338“ und „Tausend magische Kräuter und Pilze“ bis hin zu „Liber emeraldis“ war hier fast alles zu finden, was sich in irgendeiner Art und Weise mit Magie beschäftigte, wie schon angedeutet sogar in mehreren Sprachen gleichzeitig. Was mich einigermaßen beunruhigte war die Tatsache, dass ich auch „Das Buch der tausend Freuden“ und „Die verbotenen Bücher des Sinister“ entdeckte, beides verbotene Werke.
Von Lat-Tschatu hörte ich Flüche, die wiederzugeben ich nicht bereit bin, um die Gedanken meiner werten Leser nicht zu verunreinigen. Ein kurzer Blick zu ihm ließ mich lächeln. Er versuchte verzweifelt, ein Buch aus einem Regal zu ziehen, doch stießen seine Hände stets gegen ein Kraftfeld, welches die Bücher schützte. Da wusste wohl jemand seine wertvollen Bücher gut zu schützen; kein Wunder, bei diesen laschen Hindernissen zum Eintreten in diesen Dungeon.
Jarvena fand auf einem der Bücherständer eine Notiz, die sie allerdings nicht lesen konnte. Nach einigem Hin und Her stellte sie jedoch fest, dass Lat-Tschatu die Sprache beherrschte, und dieser las vor. Es handelte sich bei der Notiz um eine Zusammenstellung von Informationen über Chadast, den Goldenen. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Ein mächtiger Zauberer, der sich in seiner unterirdischen, bestens gesicherten Bibliothek darüber kundig macht, was Lat-Tschatu für ein Monster freigesetzt hat. Wahrscheinlich war der Mann sogar bestens darüber informiert, wem Nord-Tinor diese Plage vorerst zu verdanken hat.
Jarvena entdeckte schließlich in der bedrückenden Stille hinter einem der Vorhänge einen Hebel und glaubte, dass dieser in Verbindung mit den Kraftfeldern vor den Bücherregalen benutzt werden könne. Aldagrim äußerte allerdings die Vermutung, dass der Hebel auch den Käfig des inzwischen als Lostserken identifizierten, drachenähnlichen Geschöpfes öffnen könnte. Der Söldner zögerte nicht lange und warf, zusammen mit einem Stück Fleisch aus unseren Vorräten, ein Kraut, das er irgendwann gefunden hatte, in den Käfig. Er meinte, das müsste das Tier zum Einschlafen bringen, tatsächlich schlief der Gator auch wenige Minuten nach Verzehr des Fleisches tief ein und Jarvena betätigte den Hebel. Nichts passierte, außer, dass der Brunnen aufhörte, frisches Wasser zirkulieren zu lassen.
Sie stellten noch einige erfolglose Versuche an, an die Bücher zu gelangen, denn selbst Jarvena interessierte sich für einige der Folianten.
Mich beschäftigte immer noch, dass der Zauberer hier selbst die größten Büchersammlungen in mehrfacher sprachlicher Ausfertigung besaß sowie einige der verbotenen Bücher. Auch fiel mir auf, dass es sich hierbei nur um Lektüre handelte, die in irgendeiner Art und Weise mit Magie zu tun hat, seien es nun Abhandlungen oder sogar magische Bücher selbst. Ich habe beispielsweise kein einziges Sprachbuch gefunden oder ein Buch, das sich mit tanarischer Geographie beschäftigt.
Wir verließen also den Raum wieder und wandten uns der anderen Tür zu, die Lat-Tschatu mit dem gleichen Ritual öffnete wie die Tür zur Bibliothek zuvor auch. Darin bot sich uns ein völlig verändertes Bild. Dieser Raum war mit dunkleren Steinen gemauert und nur wenig mit roten Samtvorhängen ausgekleidet. Dafür fanden sich hier Waffen und Rüstungen aller Art, von einer erklecklichen Anzahl von Kampfstäben über stark verzierte Zweihänder bis hin zu Bögen und Armbrüsten fand das Kriegerherz hier alles. Aldagrims geschultes Auge stellte direkt fest, dass die meisten Ausrüstungsgegenstände hier drin Unikate waren, Einzelanfertigungen, die wahrscheinlich sogar magische Fähigkeiten hatten. Sehr zu Lat-Tschatus Bedauern waren auch die Waffenregale und Rüstungsständer durch unerhört starke Kraftfelder geschützt.
Aldagrim zog mich am Arm in die Mitte des Raumes, den Blick nicht von der Decke abwendend. Ich folgte seinen Augen und erstarrte. In der Mitte des Raumes hing ein grünes Banner mit einer runenverzierten Bordüre, und auf dem Banner selbst prangte eine Rune, wie wir sie schon einmal gesehen hatten. In Iolingus, auf der geheimnisvollen Falltür…

Dieser Ort wurde mir immer unheimlicher, ich schätze auch, dass das nicht nur mir so ging. Nachdem meine Begleiter merkten, dass sie auch hier nichts ausrichten geschweige denn mitgehen lassen konnten, zogen sie mit mir weiter, tiefer in die Höhlen. Wir passierten noch einige Türen, entschlossen uns aber dazu, diese nicht zu öffnen, bis wir schließlich am Ende des Stollens an ein größeres Tor gelangten.
Lat-Tschatu musterte die Inschrift über dem Tor und drückte es dann direkt auf, als ich sie selbst gerade vorlesen wollte. „Das Betreten von Bortons Verliesen ist Unbefugten bei Todesstrafe verboten.“ Ein viel versprechender Text, leider nicht auf Tinorisch niedergeschrieben. Deshalb hatte der Händler das Tor direkt geöffnet, damit niemand über die Bedeutung dieses Satzes lange genug nachdenken konnte.
Wir landeten tatsächlich in einem Verlies. In einem gewaltigen Verlies. Die Kreaturen, die dort gefangen waren, spotten jeder Beschreibung, gemeinsam haben sie aber alle, dass sie keinesfalls natürlichen Ursprungs waren sondern verzerrte Versionen der – teilweise – edlen Kreaturen, von denen sie möglicherweise abstammten. Da gab es dreiäugige blaue Riesen, einen vierarmigen Riesen, neunköpfige Hydren, zweischwänzige Manticore, einen gewaltigen Todesdrachen, chaotische Schimären und einige Monster und Kreaturen, deren Name ich nicht einmal kenne oder zu nennen vermag.
Wir umrundeten den mittleren Zellenblock dieser gewaltigen Verlieskammer und gelangten schließlich an eine Einbuchtung, in der, einem kleinen Hügel gleich, eine Erhöhung zu finden war. Darauf selbst war ein Kreuz montiert, an dessen Querbalken wiederum, durch bronzene Metallbänder arretiert, ein Kind hing. Das Kind, das uns bereits im „Inferno“ begegnet war oder sollte ich eher erschienen war sagen? Lat-Tschatu wollte es sogleich befreien, doch Aldagrim hielt ihn zurück und befragte das Kind zuerst. Dabei gab es offenbar Antworten, die dem Söldner nicht gefielen, den Händler jedoch zu überzeugen schienen. Ich selbst kann nicht mitreden, da ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache hatte und just, als ich mich einmischen wollte, bemerkte, dass ich zu keiner Bewegung geschweige denn zum Sprechen fähig war. Verzweifelt hoffte ich, es würde meinen Begleitern auffallen oder sie würden zumindest davon absehen, das zu befreien, was auch immer dort gefangen war, doch wie so oft sollte ich mich in ihnen täuschen. Lat-Tschatu und Aldagrim gerieten offenbar in eine Art Diskussion, in deren Verlauf der Carromer einfach den Zweihänder der völlig überrumpelten Jarvena ergriff und die bronzenen Fesseln zerschlug.
Was dann passierte, könnte glatt einem Albtraum entsprungen sein. Vor uns wuchs das Kind zu einer Größe von drei Metern heran und veränderte sich. Die Kreatur trug einen schwarzen Plattenpanzer und etwa ein Dutzend dunkelbraune Tentakel sprossen aus ihrem Rücken. Unter der schwarzen Kapuze konnte man nichts erkennen bis auf ein Paar rot glühender Augen. Sie streckte sich, als hätte sie einen langen Winterschlaf hinter sich, und reckte ihre Hand in Richtung einer Wand, aus der ein Zweihänder heraus brach, der so lang war wie ich selbst, und direkt in ihre Hand flog. Die Kreatur atmete tief ein und wieder aus. Unfähig, irgendetwas zu tun, starrten wir sie nur an. Schließlich sprach sie zu uns, in einer tiefen, sonoren Stimme, mit einem eiskalten Unterton, wie Nadelstiche ins Herz. Alleine bei dieser Stimme wurde mir angst und bange, und als er uns für seine Freilassung dankte, wusste ich, dass wir einen schweren Fehler begangen hatten.
Nur, weil wir ihn befreit und so belustigt hätten, würde er uns eine bessere Chance zu Überleben geben, als gegen ihn zu kämpfen und von ihm getötet zu werden, sagte die Kreatur. Mit einem höhnischen Grinsen, das wir mehr fühlen als sehen konnten, streckte die Bestie die Hand aus, woraufhin sich alle Verliestüren öffneten. Weil wir immer noch wie angewurzelt da standen, beugte sich die Kreatur zu uns herunter und brummte nur „Lauft!“
Ich glaube, noch nie in meinem Leben bin ich so gerannt.

Ich weiß nicht mehr, wie wir es geschafft haben. Das alleine grenzte schon an ein Wunder, oder nun eben gleich an acht Wunder, für jeden von uns eines. Ich erinnere mich verschwommen daran, vor der sadistischen Kreatur in Richtung Ausgang geflohen zu sein, an den ersten aus ihren Gefängnissen strömenden Monstern vorbeischlängelnd. Ich sah, während ich Keulenhieben, Dornen und Tentakeln auswich, Schläge parierte und selbst austeilte, die Flügeltür auffliegen und einen Mann in Robe schnellen Schrittes eintreten, der mit gezielten magischen Entladungen einige Kreaturen aus unserem Weg räumte und in verkohlte, schwelende Häufchen Asche verwandelte.
Der Todesdrache tötete etliche der freigelassenen Kreaturen innerhalb weniger Augenblicke und belebte sie zu seinen Zwecken wieder, woraufhin der wohl chaotischste Kampf entbrannte, den ich je gesehen hatte.
Ich kann mich nur noch verschwommen an die folgenden Ereignisse erinnern, doch was ich niemals vergessen werde, sind die Geräusche des Kampfes zwischen der Kreatur und dem Robenträger, das unmenschliche Gekreische, das Klirren von unheiligem Stahl auf Stein und den Entladungen mächtiger Zauber. Aldagrim hatte sich in den Kampf mit einer mehrköpfigen Hydra geworfen, die uns den Weg verstellt hatte. Tatkräftig unterstützten wir ihn, während die Kreaturen um uns herum sich gegenseitig zerfleischten.
Nachdem es Aldagrim während des nervenaufreibenden Kampfes gelungen war, den knochigen Brustkorb der Hydra zu durchdringen und ihr einen tödlichen Streich beizubringen war es ein leichtes, das Monster zu erledigen. Die übrigen Bestien hatten sich derweil selbst stark dezimiert. Gerade, als sich der Todesdrache vor uns erhob und giftige Dämpfe aus seinen verrotteten Nüstern quollen, riss die Kreatur von scheinbarer Panik erfüllt die trüben Augen auf und zerfiel daraufhin in einen Haufen lebloser Knochen.
Der Kampf war vorbei.
Wie lange hatte er gedauert? Sekunden? Minuten? Mir kam er vor wie Stunden. Ich sitze nun hier am Lagerfeuer, außerhalb von West-Marvel, und mir scheint es, als weise mein Gedächtnis für diese Augenblicke starke Lücken auf, so dass ich alles nur bruchstückhaft wiederzugeben in der Lage bin.
Ich erinnere mich noch daran, dass hinter dem Haufen Knochen, der vor wenigen Augenblicken noch der Todesdrache gewesen war, die Gestalt in der Robe auftauchte. Die Kapuze war verrutscht und wir konnten ein zornesrotes Gesicht erkennen, das sich als das von Meldor, dem unscheinbaren, alten Händler entpuppte. Er stauchte uns zusammen, was uns einfiele, gesperrtes Territorium zu betreten, sämtliche Warnungen zu missachten und auch noch die Kreaturen zu befreien. Er schrie uns an, wir hätten mit diesem letzten Kampf einen Kreis durchbrochen, der niemals hätte durchbrochen werden dürfen. Er tobte und fluchte wie ein Wahnsinniger und scheuchte uns hinaus, während er sich an die Brust griff, scheinbar zusammensank und immer noch Funken aus seinen Fingerspitzen stoben.
Während ich noch zusammen mit den anderen betrübt, geschockt und traumatisiert das Weite suchte, kam mir der Gedanke, dass Meldor plötzlich etwas älter aussah als wir ihn kennen gelernt hatten.
Müde, abgekämpft und desorientiert kamen wir wieder in West-Marvel an. Wir packten schon bald unsere Sachen und reisten, nach kurzer Erholung ab. Schweigend. Niemand traute sich so recht, über die verstörenden, vergangenen Ereignisse zu reden. Ich versuchte, für mich selbst die Geschehnisse zu rekapitulieren. Wir waren in einen „Dungeon“ eingedrungen, haben einige Hindernisse umgangen, etliche große Räume mit Arsenalen von Büchern und Waffen entdeckt und anschließend ein Gefängnis, wo uns eine unbekannte, grausame Kreatur dazu überredet hatte, sie zu befreien, woraufhin die Hölle ausgebrochen ist, zumindest in jenem Verlies. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn dieses Wesen an die Oberfläche gelangt wäre. Was auch immer es war, möglicherweise hätte es sich als eine noch größere Bedrohung erwiesen als der ebenfalls von uns erweckte Chadast.
Einige sehr schweigsame Tage später erreichten wir Benkadi, ein kleines, dünn bewohntes Bergdorf.
Dort wurde gerade bei unserer Ankunft ein Engelsurteil durchgeführt, eine Praktik, die ich für moralisch fragwürdig halte. Selbst einige Theologen zweifeln die Aussagekraft eines Engelsurteils an. Nun, Lucian jedenfalls, der mit diesem sich bietenden Szenario nichts anzufangen wusste, fragte einen Zuschauer, was dort los sei. Dieser wollte unserem Wolfsmenschen gerade antworten, als er plötzlich in panisches Geschrei ausbrach und die Menge zügig mit sich riss. Während die Dorfbewohner noch ihr Heil in der Flucht suchten, hielten wir nach dem Grund dafür Ausschau, die Waffen gezogen und kampfbereit. Plötzlich wurden wir mitten in unserer Reihe einer abscheulichen Kreatur gewahr, eines Geschöpfes, das einem ungesund grünen, ekelhaften Troll in menschlicher Größe glich, einem Ghoul. Als Aldagrim zum Schlag ausholen wollte, hielt der Ghoul abwehrend die Hände hin.
„Bist du noch ganz dicht, deine Kameraden anzugreifen? Ich dachte, das hättest du in der Wüste hinter dir gelassen!“
Aldagrim ließ die Waffe wieder sinken und auch wir anderen erstarrten mitten in der Bewegung.
„Lucian?“
Grimaldas Frage klang ebenso ungläubig, wie sie von jedem anderen von uns geklungen hätte. Doch die Kreatur richtete sich erbost auf und maulte:
„Wer denn sonst? Habt ihr alle einen Stich oder was? Bekommt euch die Höhenluft nicht?“
Die Hexe hob beschwichtigend die Hände und bedeutete der Lucian-Kreatur, abzuwarten, während sie selbst in ihrer Umhängetasche kramte. Der Waldmensch, der uns erneut mit einer neuen Gestalt überraschte. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Zuerst verwandelte er sich vor unseren Augen in einen Werwolf und zerfetzte ohne Probleme unsere Gegner, dann erschien er in einer untoten Gestalt und sorgte dafür, dass wir uns bei einfacher Bevölkerung richtig unbeliebt machten.
Lucian starrte ungläubig auf den Spiegel, den Grimalda ihm herausgekramt hatte. Er stammelte:
„Das ist ja … das … also … wow! Wie hab ich das denn gemacht??“
Freudig betrachtete er sich von allen Seiten und versuchte, seiner Gestalt mit grunzendem, keuchendem Stöhnen mehr Eindruck zu verleihen. Lat-Tschatu wies ihn gerade darauf hin, dass das nicht sonderlich witzig sei sondern ernsthafte Probleme mit sich führen könne, wenn er sich mitten in einem Dorf oder gar einer Stadt in einen Ghoul verwandeln würde, als Lucian auch schon wieder ohne Vorwarnung seine normale, menschliche Gestalt annahm. Sichtlich enttäuscht gab er Grimalda den Spiegel zurück.
Während wir noch völlig ratlos auf dem Dorfplatz standen und das Ereignis, welches nicht länger als einige Minuten gedauert hatte, zu ergründen versuchten, wagten sich die Dorfbewohner nach einiger Zeit langsam wieder auf den Platz. Unnötig zu erwähnen, dass das Engelsurteil, dem niemand mehr Beachtung geschenkt hatte, zu Ungunsten des Verurteilen ausfiel. Friede seiner Seele.
Einer der Bauern fragt uns, ob die Abscheulichkeit weg wäre, ob wir sie besiegt hätten. Lat-Tschatu witterte sofort eine Gelegenheit für Vergünstigungen und versuchte, den Mann davon zu überzeugen, dass wir die Kreatur in einem kurzen, aber heftigen Kampf restlos vernichtet hätten und unter Aufbringung all unserer Kräfte dafür sorgten, dass das Wesen das Dorf nie wieder gefährden würde. Ich rollte bereits mit den Augen über diesen nicht sonderlich glaubwürdigen Versuch, möglicherweise nur um eine warme Mahlzeit zu pokern, doch da wurde ich darauf aufmerksam, dass Lat-Tschatu noch während seines Redeschwalls verblasste. Damit meine ich nicht, dass seine dunkle Hautfarbe heller wurde, tatsächlich war der Fall, dass der Händler nach und nach durchsichtiger wurde und plötzlich komplett verschwand, während er noch weiter sprach.
Selbstverständlich rief dies wieder das panische Geschrei der Dorfbewohner hervor, die erneut flüchteten und über schwarze Hexerei klagten. An Lat-Tschatus stockenden, fragenden Tonfall, mit dem er seinen Redefluss abbrach, konnte ich erkennen, dass er keine Ahnung hatte, dass er offenbar der Grund für diesen erneuten Panikausbruch war. Er war nicht verschwunden, aber tatsächlich unsichtbar.
Was geschieht nur mit uns?
Nachdem wir den Händler über seinen Zustand aufgeklärt hatten und dieser ihn anhand der gleichen Beweise, wie sie Lucian erfahren hatte, auch glaubte, fassten wir schweren Herzens den Beschluss, dass wir in Benkadi kaum Aussichten hatten, noch ein normales Gespräch mit den Dorfbewohnern führen zu können.
Lat-Tschatu überlegte noch laut, was er aus diesem Zustand für einen Nutzen ziehen könne, als er auch schon langsam wieder sichtbar wurde, mit einem bekannten und unangenehmen Glanz in den Augen, während er sich die Hände rieb. Ich wies ihn direkt darauf hin, dass er sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen könne und sich auch gar nicht erst gierig die Hände zu reiben brauche, woraufhin er sich direkt beklagte, dass er ja nicht einmal die Wirkungsdauer dieses Zustandes einschätzen könne, was die Sache sowieso viel zu unberechenbar machen würde.
Als wir uns also nach einigen Kommunikationsproblemen mit Vorräten eingedeckt hatten, zogen wir weiter in die Wildnis. Jarvena schlug vor, eine größere Stadt aufzusuchen, um bei Heilkundigen oder gleich im Hazel-Tempel prüfen zu lassen, was mit Lucian und Lat-Tschatu los sei. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, sogar von Aldagrim, und so machten wir uns auf den Weg nach Nazar, da diese Stadt am nächsten lag.

Ein besonders seltenes Erlebnis hatten wir allerdings noch auf dem Weg dorthin. Ich meine damit jedoch nicht das Auftauchen eines tanzenden Skelettes am Horizont, worauf Benni und Lat-Tschatu schworen, sondern unsere Begegnung mit dem Vertreter einer sehr seltenen Kriegerkaste, einem Schwertmeister aus dem Fernen Eran. Der weiß gekleidete Mann, der uns mitten in der Wildnis begegnete, hatte ein Lagerfeuer entfacht und machte es sich für die Nacht gemütlich, vorausgesetzt, man kann bei den kargen Bedürfnissen eines Schwertmeisters von Gemütlichkeit sprechen. Wir wechselten einige Worte mit dem Mann, der dem Ruf des Warlock folgte und sich uns als Shell vorstellte. Er lud uns zu sich ans Lagerfeuer ein und wir tauschten Geschichten und Neuigkeiten aus. Er erzählte uns von wandelnden Toten im hohen Norden, was wir mit betretenen Blicken quittierten. Chadast marschierte bereits.
Wir erzählten ihm auch einige Geschichten, denen wir bisher begegnet sind, ließen dabei aber unsere Beteiligung an der Inquisition in Lethon, der Erweckung des Goldenen sowie an den Geschehnissen im Krater von Marvel gekonnt aus. Als wir gerade Erzählungen über die Untoten austauschten, meint Shell, irgendetwas würde gerade hier auch verrottet riechen. Tatsächlich, als er es erwähnte, wurde ich des Geruches auch gewahr, ebenso wie meine Begleiter. Die Ursache war schnell festgestellt: Unserer Amazone Jarvena vermoderte die Kleidung direkt am Leib.
Ihr Gewand wurde faserig und schimmelig, fleckig und löste sich an einigen Stellen auf, hing schließlich in Fetzen von ihr herab. Das Gleiche galt für ihre Schuhe. Ausnahmslos alles bis auf ihre Rüstung und ihren Zweihänder verfaulte und verrottete, als wäre die Ausrüstung bereits Jahrzehnte alt und ungepflegt. Erschrocken sorgte sie sofort für ihre Ersatzkleidung und auch wir waren uns ratlos. Möglicherweise hing dies mit Lat-Tschatus und Lucians Zustand zusammen. Wir konnten nur Vermutungen anstellen und auch Shell konnte uns nicht helfen, da er sich auf diesem Gebiet nicht so gut auskannte wie in der Waffenkunst.

Einige Tage später erreichten wir schließlich erneut Nazar. Hier verließ uns Grimalda, nachdem sie eine Eule mit einer Botschaft erreicht hatte. Offenbar war das so eine Sache von ihrem Hexenzirkel, was keinerlei Aufschub bedeutete und noch wichtiger war als die Rätsel, denen wir auf der Spur waren. Ich werde die junge Hexe vermissen, sie war immer zu Scherzen aufgelegt und ebenso gut gelaunt wie fähig. Sie versprach mir jedoch, den Kontakt aufrecht zu halten. Alleine schon unsere beiden Falken würden sich mit Sicherheit irgendwie finden. Keine Ahnung, wie sie das anstellen will, aber sie hat bereits oft erstaunliche Fähigkeiten bewiesen.
Ich bin mir sicher, dass es nicht an Grimaldas Abtritt lag, aber es ging mir nicht besonders gut, offenbar plagte mich eine Krankheit. Ich konnte kaum Nahrung bei mir behalten, bekam fast sofort Durchfall davon. Ich musste nahezu das Dreifache essen, um etwas zu behalten und satt zu werden.
Ich nutzt also die Gelegenheit, als Jarvena zusammen mit Lucian und Lat-Tschatu den Hazel-Tempel aufsuchten, um mich ebenfalls nach dem Zustand meiner Krankheit zu erkundigen. Was ich dort erfuhr, kam zwar unerwartet, überraschte mich jedoch bei genauerer Überlegung nicht im Geringsten.
Die Priester, auf ihrem Gebiet sehr bewandert, stellten zügig unser Problem fest, allerspätestens jedoch, als sich Lucian direkt vor ihren Augen ungewollt in ein Geisterwesen verwandelte, seine kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten jedoch weiterhin behielt. Die Männer und Frauen Hazels teilten uns mit, dass unser Zustand die Folge von Flüchen wäre. Diese seien, speziell auf meinen unangenehme Situation zugeschnitten, nicht gesundheitsgefährdend oder würden uns körperlich zu sehr beeinträchtigen, sondern offenbar einfach nur lästig. Und in Anbetracht dessen, dass sämtliche Versuche, die Flüche zu neutralisieren, scheiterten, kamen die Priester zu dem Schluss, dass wir von einem sehr mächtigen Wesen verflucht wurden. Irgendwie habe ich auch schon eine ungefähre Ahnung, wer damit gemeint sein könnte. Um die Flüche zu brechen, müsste uns entweder ein mindestens ebenso mächtiger Zauberer davon befreien oder wir müssten eine erkleckliche Anzahl Priester, Hexen oder Magier zu einem Ritual zusammen rufen. Meines Erachtens war beides nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Wir sammelten uns also in der Herberge, in der wir untergekommen waren. Dort traf ich übrigens wieder auf Gaeriel, die junge, hübsche Alchimistin von Nazar, für die ich einst ein alchemistisches Traktat übersetzt hatte. Nachdem wir die anderen über unseren Zustand informiert hatten und die Vermutung äußerten, dass sie ebenfalls unter Flüchen zu leiden hatten, die sich eventuell noch manifestieren würden, war die Stimmung recht gedrückt. Aldagrim sprach schließlich aus, was einige von uns insgeheim bereits geahnt hatten: Meldor, der alte Mann, der sich uns als einfacher Händler vorstellte und den wir später im Krater von Marvel als überaus mächtigen Zauberer kennen gelernt hatten, war aller Voraussicht nach für unsere Flüche verantwortlich. Bedrückt gingen die Meisten ins Bett.
Wenig später stürmte jedoch Jarvena völlig aufgeregt wieder in den Schankraum. Nachdem Grimalda uns verlassen hatte, belegte Jarvena als einzige Frau alleine ein Zimmer, und darin hatte sie eine beunruhigende Nachricht gefunden. Die Mitteilung, die ebenso kurz wie bedenklich war, wurde ihr von Kristina Farga irgendwie im Zimmer hinterlassen. Jene Ordenskriegerin, die nicht nur hübsch und weltgewandt, sondern auch talentiert im Umgang mit Waffen und Magie war, teile uns verbittert den Tod Meldors mit und riet uns drohend, ihr nie wieder in einem ungünstigen Augenblick über den Weg zu laufen. Wir hätten keine Ahnung, welch schwerwiegende Konsequenzen Meldors Tod und die Unauffindbarkeit seines Erben habe. Diese Drohung war mehr, als Jarvena ertragen konnte. Fast in Panik rief sie die anderen wieder aus ihren Zimmern und umgehend berieten wir uns, natürlich ergebnislos. Was gab es auch schon zu beraten? Kristina Farga war uns wahrscheinlich bereits seit Lethon wie ein Schatten gefolgt, es war uns weder gelungen, sie zu entdecken, noch sie los zu werden. Sie konnte es mit zwanzig Attentätern aufnehmen und war in der Lage, völlig ungesehen in Jarvenas Zimmer einzudringen und bis auf die Nachricht ohne Spuren zu hinterlassen auch wieder zu verschwinden. Wie bekämpft man, falls nötig, einen Schatten, der einem wahrscheinlich den Tod wünscht?
Ich ging übrigens davon aus, dass meine Begleiter vorrangig auf die Idee kommen würden, Meldor zu finden und sich mit ihm auszusöhnen, um die Flüche wieder los zu werden. Diese unausgesprochene Idee wurde aber durch Kristinas Nachricht gründlich gestrichen, was die Stimmung weiter drückte. Schließlich wurden ihnen nun klar, dass ihnen die Möglichkeit, Meldor oder – von meinem Standpunkt aus sehr unwahrscheinlich – einen mächtigeren Zauberer zu überreden, die Flüche zu brechen, verwehrt blieb. Resignierend gingen bis auf Benni und mich nun alle zu Bett.
Ich unterhielt mich noch ein wenig mit Gaeriel. Sie musste ein ausgesprochen gutes Gehör haben, denn sie fragte mich ohne Umschweife nach meinem fluchbedingten Zustand. Ich berichtete ihr auch sorgenvoll davon, und sie war der erste Mensch, dem ich davon erzählte, wie es dazu überhaupt kam. Ich hatte so ein Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte. Immerhin hatte sie auch mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln damals versucht, Vanwahenions Leben zu retten, als Grimaldas Falke mit dieser Botschaft bei ihr eintraf. Leider war die Entfernung zwischen Nazar und Zendar einfach zu groß und der Vertraute der Hexe schaffte es trotz einer alchemistischen Erhöhung der Fluggeschwindigkeit einfach nicht mehr rechtzeitig.
Die junge Frau sprach verständnisvoll mit mir und äußerte ihr Unbehagen bezüglich der Ereignisse um Chadast und Meldor. Sie erwähnte, den Alten flüchtig gekannt zu haben, er habe ihren Laden ab und an besucht. Auch sie habe von der Macht, die er verbarg, nicht einmal einen Hauch geahnt, glaubte aber, dass er früher sicher viel erlebt haben muss, um so viel zu sammeln. Immerhin war er seit Jahren durch Nord-Tinor gezogen und hatte seine Besitztümer verkauft. Eines davon trug ich am Leib.
Auf seine Rolle in Angesicht dieses gewaltigen Dungeons konnte sich auch Gaeriel keinen Reim machen, versprach mir aber, eine Mixtur herzustellen, die ich gegen geringes Entgelt erhalten konnte. Dieses Rezept würde mir helfen, meinen unangenehmen Fluch zumindest körperlich etwas in den Griff zu bekommen. Bis spät in die Nacht sprach ich noch mit der netten Frau, an die ich mich fast gewöhnen könnte. Aber nur fast. Wir sind immerhin einem Geheimnis auf der Spur, das uns mehr als nur beschäftigt. Bevor sie die Taverne verließ, riet sie uns noch, in den Tempeln von Cafalos um Hilfe zu bitten, die Priester dort wären Heilkundige, deren Ruf in der Umgebung ausgezeichnet sei.
Dies schlug ich, nach einem kurzen Einkauf bei Gaeriel, meinen Begleitern am nächsten Morgen auch vor und sie erklärten sich einverstanden damit, obwohl Jarvena darauf bestand, die Residenzstadt Tellur nicht aus den Augen zu verlieren, um dort Nachforschungen anzustellen, was in einer solchen Stadt wohl sinnvoller und ergiebiger sei als in den Dörfern der Umgebung. Wir gingen also auf einem Handelsschiff in Nazar an Bord und reisten den Duma hinab nach Cafalos. Die Reise war nicht gerade günstig, doch wir nutzten die Zeit, um ein wenig unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu schulen. Lat-Tschatu konnte ich bei einigen Gesprächen mit Benni belauschen. Offenbar machte der Söldner dem Händler klar, dass er ihm das, was Lat-Tschatu gefordert hatte – was auch immer – nicht beibringen konnte aus verschiedenen Gründen. Gemeinsam erkundeten sie die Möglichkeiten des Händlers, wobei mir definitiv zu oft das Wort „Magierakademie“ fiel. Harren wir der Dinge, die uns erwarten mögen.

In Cafalos angekommen organisierte Jarvena wie übliche eine Unterkunft, bevor wir uns zum Tempel begaben. Hier konnten wir eine ganze Klosteranlage finden, die Halphas geweiht war. Nach eingehenden Untersuchungen konnte uns der Abt, Dyrandil Mocaria, jedoch nicht weiter helfen als uns Amulette anzufertigen, welche irgendwie die Auswirkungen der Flüche einen gewissen Zeitraum lang zumindest eindämmen konnten. Er erzählte uns dabei irgendetwas von magischen Ladungen und so weiter, was ich sowieso nicht verstehen konnte, wies uns aber auch darauf hin, dass die dunkle Magie der Flüche außerordentlich stark sei und es daher geschehen könne, dass die Amulette weitaus schneller aufgebraucht seien als geplant.
Wir hatten übrigens nach und nach herausgefunden, wer mit welchem Fluch belegt war. Lucians Fluch, der sich zuerst manifestiert hatte, äußerte sich darin, dass er zu ungünstigen Gelegenheiten die äußere Erscheinung verschiedener Untoter annahm. Dem Wolfsmenschen bereitete dies ein gewisses Vergnügen, doch die Auswirkungen davon waren auf die jeweilige Situation bezogen manchmal fatal, beispielsweise bei Händlern oder Stadtwachen. Lat-Tschatus Fluch ließ den Händler unsichtbar werden, sobald er eine Lüge dazu verwenden wollte, einen Vorteil für sich heraus zu schlagen oder eine unangenehme Situation abzuwenden. Willkürliche Lügen, um Unsichtbarkeit herbei zu führen, hatten nach etlichen Feldversuchen des Händlers zum Glück keinen Effekt. Nicht auszudenken, was das Schlitzohr damit anfangen würde. Jarvenas nicht-magische Ausrüstung, die sich unmittelbar bei sich trug, verfaulte und verrottete innerhalb eines Zeitraums von 12 Tagen, was der erste Fluch war, der direkte, zum Glück aber größtenteils geringfügige, Kosten mit sich trug. Alle paar Tage musste Jarvena neue Kleidung kaufen, so lange es ihr möglich war, Rucksack und Umhängetasche auf dem Wagen oder am Sattel zu deponieren. Sie kam später auch auf die Idee, einige Ausrüstungsgegenstände mit irgendwelchem alchemistischen Zeug zu behandeln, was den Verfall verhindern würde. Aldagrim konnte, wenn es zu Kampfsituationen kam und er dem Kampf mit großem Unbehagen begegnete, eine ziemlich große Strecke sehr schnell laufen zurücklegen, möglichst weit von dem Kampf weg. Zumeist musste der Söldner dort völlig ausgelaugt mehrere Minuten verharren, um wieder zu Atem zu kommen. Dies stellte uns vor Probleme, da wir selten in einem Kampf auf die Waffenfertigkeiten des ausgebildeten Söldners verzichten konnten. Leonardo hingegen wurde eine Art Natur-Zentrum. Etliche Tiere, vornehmlich Kleintiere, folgten dem jungen Heiler auf Schritt und Tritt, was uns in Städten oft vor unangenehme Situationen stellte, beispielsweise in Herbergen. Es war allerdings auf eine gewisse Weise belustigend, dem ansonsten so tierlieben und naturverbundenen Leonardo dabei zuzusehen, wie er manchmal resignierend tief ein- und ausatmen musste, um nicht die Geduld mit einigen der kleinen Kuscheltiere zu verlieren. Benni selbst litt unter plötzlichen Anfällen von Platzangst und meinen Fluch habe ich bereits beschrieben. Womit Grimalda belegt wurde werden wir vielleicht nie erfahren, aber da sie auf dem Weg zu ihrem Hexenzirkel war, hatte sie von uns allen wahrscheinlich die beste Möglichkeit, ihren Fluch zu brechen.
Gegen Abend trafen wir dann alle wieder in der Herberge ein, nachdem jeder seinen eigenen Angelegenheiten nachgegangen war. Zumindest alle außer Jarvena. Die Amazone war plötzlich unauffindbar. Lat-Tschatu und Benni, die auf dieses Thema angesprochen beide schuldbewusste Blicke austauschten, erklärten zwar, dass sie kurz mit Jarvena unterwegs waren, wollten aber nicht näher darauf eingehen und behaupteten auch, nichts über den derzeitigen Aufenthalt der Amazone zu wissen. Lat-Tschatu deutete kurz an, dass sie wohl die Nacht alleine verbringen würde, etwas Zeit für sich nehmend. Sollte sie morgen Mittag nicht wieder hier sein, werde ich sie suchen gehen.
Während wir am nächsten Morgen damit beschäftigt waren, die Nachforschungen, die uns in letzter Zeit zu schaffen machten, nun auch in Cafalos anzustellen, kehrte Jarvena zum Glück wieder zurück. Sie wich jedoch sämtlichen Fragen aus und hielt sich missmutig im Hintergrund. Irgendetwas ist ihr widerfahren, doch sie wollte nicht darüber sprechen. Ich werde wohl warten müssen, bis sie dazu bereit ist.
Nachdem unsere Nachforschungen auch hier das sich allgemein abzeichnende Bild bestätigt hatten, entschlossen wir uns nun dazu, Jarvenas altem Vorschlag zu folgen und in der Hauptstadt Tellur weitere Fragen zu stellen. Auch wenn ich nicht glaube, dass uns das großartig voran bringen wird, wollten die anderen dem Hinweis folgen, dass Tellur die zuständige Stadt sei, in der die großen Fälle von Kriminalität verwaltet werden. Ich glaube zwar, dass da der Bürger, der meinen Begleitern diese Information hat zukommen lassen, etwas falsch verstanden hat, aber Jarvena wollte sich davon nicht abbringen lassen. Wahrscheinlich führt die zuständige Stelle in Tellur, sollte es sie überhaupt geben, die von uns verfolgten Fälle von Grabschändungen, Morden und Entführungen nicht einmal.
Lat-Tschatu wies uns jedoch an, mit dem Aufbruch noch ein wenig zu warten. Wenig später stieß Zinn zu uns, jener Magier, dem wir bereits auf dem Friedhof von Ugerion begegnet waren. Grinsend erklärte uns der Händler, dass Ewaldor Zinn vom Kampfkonzil zu Cafalos nun sein neuer Mentor sei und uns einige Zeit begleiten würde. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Jarvenas Blick nach zu urteilen wusste sie davon jedoch schon, was wahrscheinlich ihre Laune erklärte. Immer noch undeutbar missmutig ritt sie in einem unübersehbaren Abstand hinter Lat-Tschatu und Zinn, als wir aufbrachen.
Unsere Reise nach Tellur ist knapp zusammen gefasst. Wir benötigten etwa 30 Tage, da wir recht zügig ritten und bei gutem Wetter auch relativ gut vorankamen. Wir machten in den Dörfern und Städten auf der Nord-West-Handelsstraße nur Rast, um unsere Vorräte aufzufrischen und gelegentlich noch einige Nachforschungen anzustellen, deren Ergebnisse wir uns sowieso mittlerweile schon denken konnten. Nur einmal wurden wir von einer Räuberbande angegriffen, die uns für leichte Beute hielt. Zu Jarvenas Enttäuschung handelte es sich hierbei nicht um die Bande von Pablo Boraces und zu Aldagrims Enttäuschung war diese Bande noch nicht berühmt-berüchtigt genug, um ein Kopfgeld zu erzielen.


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