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> Tanz in die Verdammnis
Medivh
Beitrag 30.01.2005 - 23:35
Beitrag #1


Maat
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Achtung: Wer "Der Tanz zum Tod" nocht nicht gespielt hat, sollte hier NICHT weiterlesen!

(Basierend auf den Abenteuerideen von Ali Ben Baba und evtl einiger anderer Kurzabenteuer habe ich eine Kampagne gestartet mit meinen Jungs. Ich führe sie derzeit nur durch die Kurzabenteuer, will aber später in einem größeren Abenteuer landen, mal sehen, hab da schon ein paar Ideen, aber die lesen ja hier mit biggrin.gif )

Tagebuch des Volker von Hildebrand.

Volker von Hildebrand ist der NSC der Bande, meine persönliche Hommage an Volker von Alzey und das Hildebrandslied. Ich probiere gerade aus, wie es auf das Gedächtnis meiner Jungs wirkt, wenn ich ihnen a ) regelmäßig Volkers Tagebuch zwischen den einzelnen Sessions zusende als Gedankenstütze und b ) wenn ich in ein WEP-Vergabesystem stecke, bei dem sie sich selbst gegenseitig (natürlich reguliert) die Erfahrungspunkte geben. Das bedeutet für meine Jungs: aufpassen, was der andere da eigentlich gemacht hat und was nicht....

Was im Namen Halphas habe ich am Herrn verbrochen, um das zu verdienen? Da war ich nun, jüngster Spross aus dem Hause Gundahars von Hildebrand, Herzogs von Brinnenhagen in Tinor, ausgerüstet mit Schwert und Schild und dem Glauben an den Herrn … und ziehe mit flohzerfressenen Söldnern in die Wüste.
Etwas von der Welt wollte ich sehen, doch was hat es mir eingebracht? Ein viel zu hohes Passiergeld an den Grenzen unseres ach so hoch geschätzten Nachbarlandes, Lethon, dem Reich des Sonnenkaisers, hat mich in arge Bedrängnis gebracht. Damit mein treuer Zosse Sindold und nicht vor Hunger umkommen, musste ich niedere Dienste annehmen und stand letztlich sogar in einem Söldnerhaus, um mich auf der Jagd nach einem Verbrecher zusammen mit einigen zweifelhaften Individuen zu verdingen.
Nun ist es bereits einige Tage her, dass wir uns der Karawane nach Eynor angeschlossen haben. Anfangs war ich der einzige, der den Luxus eines Reittieres genießen konnte, doch noch vor unserem Aufbruch kam Vanwahenion, der Waldelf dieser Söldnertruppe, grinsend mit einigen Pferden im Schlepptau. Er behauptete, sie günstig erstanden zu haben. Ich bin gewillt, dies jetzt einmal zu glauben, da es sich um einen Waldelfen handelt, ein Mitglied jener geheimnisvollen Rasse, die sich nicht nur gut mit Tieren versteht, sondern die auch einiges auf alte Werte wie Ehrlichkeit hält. Angeblich. Aber bei den neun Siegeln des Grimorium des Halphas schwöre ich, Diebstahl und Unehrlichkeit hart zu ahnden.
Über die Tage hinweg beobachtete ich meine Begleiter. Ich scheine der einzige von Adelsstand zu sein und zudem der einzige, der das Rittergelübde abgelegt hat.
Da wäre als erstes Vanwahenion, den ich bereits erwähnte. Ein Waldelf, jedoch ohne den typischen Bogen, ohne den man einen Waldelfen niemals antrifft – so sagt man. In weite Gewänder gekleidet erscheint er mir eher wie ein Magier. Vielleicht ein Hexer, den seine Sippe ausgestoßen hat und der das Land nun verheert. Meine Klinge wird ihm den Garaus machen, sobald ich etwas derartiges erkenne.
Dann Aldagrim Torgem, ein Söldner nach Maß. Goldgierig, ehrlos, aber dieser hier ist völlig wahnsinnig. Völlig grundlos fing er an, einen Händler namens Latt Schatu IX. zu prügeln. Gut, der geschwätzige Kerl kann einem bisweilen auf die Nerven gehen, aber ihn deshalb anzugreifen? Ich habe dem Carromer bei meiner Ehre geschworen, ein derartiges Verhalten nicht noch einmal zu tolerieren.
Lucian ist ein zweischläfriger Bursche, anscheinend aus Gorn. Der arme Kerl sieht aus, als wäre er im Wald ausgesetzt worden und sein Schoßtier, ein waschechter Wolf, bestätigt meine Vermutung. Als uns Wüstenräuber angriffen, die uns zahlenmäßig weit überlegen waren, fiel er als erster durch eine Pfeilwunde am Hals, Vanwahenion konnte ihn gerade noch so von der Schwelle des Todes mit seinen Wundscher-Künsten retten.
Zu guter Letzt begleiten und auch noch zwei Frauen, und das gleich zwei Begünstigte Hazels. Die eine, Grimalda, ist eine Hexe, die offenbar eine ähnliche Freude an gefiederten Begleitern hegt wie ich. Sie ist ebenso hübsch wie clever, hat sie jedoch einen gewissen Drang zur Theatralik. Die Amazone Jarvena komplettiert den durchwachsenen Haufen schließlich. Sie ist genau so hübsch wie seltsam, aber meine Beobachtungen sind noch nicht abgeschlossen.

Der Tag war auf jeden Fall ziemlich heiß heute. Als die Karawane durch ein weiteres Dünenmeer zog, die Berge des Wahnsinns südöstlich hinter sich lassend, erschienen zu beiden Seiten des Tales Reiter. Sie waren in schwarze und dunkelviolette Gewänder gehüllt und mit Speer, Krummsäbel und Bogen bewaffnet. Wüstenräuber. Sie hatten den Zeitpunkt exzellent gewählt, von der einen Seite blendete uns die Sonne und von der anderen Seite blies der Wind Sand in die Augen. Sie waren auf jeden Fall mal nicht dumm. Ich schätzte ihre Anzahl auf neunzig, etwas mehr als vierzig pro Talseite.
Sie griffen uns in drei Wellen an. Während die zweite und die dritte Welle schoss, preschten sie in Vierergruppen an den Söldnern vorbei und hieben nach links und rechts. Die Säbelreiter waren dabei jedoch nicht so verheerend wie die Speerreiter. Wir hatten einige Tote zu beklagen. Danach deckte uns die dritte Welle mit Pfeilen ein, während uns die zweite Welle angriff und die erste bereits zu dem hastig zusammengestellten Wagenkreis vordrang. Mit rund dreißig Söldnern war die Verteidigung aussichtslos gegen diese Übermacht.
Ich hörte eine dröhnende Stimme über dem Schlachtfeld, die uns Leib und Leben zusicherte im Austausch gegen die mitgeführten Waren. Leider waren nicht alle der Ansicht und deshalb wurde noch viel Blut vergossen.
Zwei der Angreifer konnte ich kampfunfähig machen, als sich plötzlich etwas abseits eine Wand aus Sand erhob und vier weitere Reiter einhüllte. Ihren Schreien zufolge erging es ihnen nicht sehr gut. Ich kämpfte, wie ich es von dem Waffenmeister meines Vaters gelehrt wurde, jedoch musste auch ich mich der Übermacht der Angreifer beugen und streckte meine Waffen, wollte ich nicht sinnlos sterben. Aus mehreren Wunden blutend und einen Pfeil jeweils in Oberschenkel und meinem Waffenarm kniete ich mich neben einen der Wagen. Meine Begleiter hatten scheinbar weniger Glück. Wie bereits erwähnt, grenzte es nur Dank Vanwahenions schneller Reaktion an ein Wunder, dass Lucian die Schlacht überlebte und auch Jarvena musste behandelt werden. Aldagrim lag von einer Wurfkeule neidergestreckt in meiner Nähe. Möglicherweise war dies der Grund für seinen später folgenden Ausraster.
Nun, ihre Waffen beherrschen meine neuen „Freunde“ ja anscheinend, ob es nun die Magie oder eine gute Klinge sei. Aber wer ist bitte schön so Chuzumwölkt, sich einem Angriff von Kavalleristen in den Weg zu stellen? Selbst wenn es auch nur leichte Reiter wie diese Wüstenräuber sind, nicht schwere Kavallerie wie die Ritter der Weißen Lanze, die im Dienste meines Vaters stehen. Ich habe ja schon einige Angriffe von Kavallerie gesehen, diese verließen sich jedoch eher auf die brutale Gewalt ihres Ansturms. Einen derart organisierten Angriff wie diesen habe ich noch nie gesehen; diese Reiter wussten ihre zahlenmäßige Überlegenheit perfekt auszunutzen.

Nach dem Angriff und etwas Zeit zum Ausruhen entschlossen wir uns dafür, den Räubern in ihren Unterschlupf zu folgen und den Hauptmann gefangen zu nehmen. Da dies der ursprüngliche Auftrag warn, den wir angenommen hatten, fiel uns diese Entscheidung nicht sehr schwer. Wir sind nun bereits einen Tag unterwegs und haben auf die Gebirgskette zugesteuert. Grimalda sandte ihren Falken zum Kundschaften voraus und unterhielt sich anschließend mit ihm. Was für eine Art der Magie ist das?
Jarvena beschloss, auf gut Glück zu den verlassenen Zwergenfestungen zu reisen, die der Falke Grimaldas ausgemacht hatte. Wir werden den Beistand der Götter und alles Glück der Welt brauchen, um dieses verfluchte Gebirge zu durchqueren und auf eine Verbindung zwischen den Ruinen und dem Lager der Räuber zu hoffen.

Der Beitrag wurde von Medivh bearbeitet: 18.05.2006 - 17:51


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Medivh
Beitrag 18.05.2006 - 17:49
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Sessions: 12.04.; 14.05. und 15.05.2006

Mir wurde auf einmal ganz schwindelig und trüb vor Augen, als ich diese Zeilen während meiner Nachtwache schrieb. Ich glaubte, aus dem Augenwinkel eine Gestalt an unserem Lagerfeuer zu sehen, doch erst, als Aldagrim aufgeregt auf einen Schriftzug in der Asche unseres plötzlich erloschenen Feuers hinwies traute ich meinen Augen wieder etwas zu.
Dort stand erneut jene seltsame und rätselhafte Kombination Vyr 818, mit der wir nichts anfangen können. Ebenso rätselhaft ist die Identität der Gestalt, die mit ihren Stiefelspitzen jenen Schriftzug in die Asche drückte und ansonsten spurlos verschwand.
Etwas bedrückt von all diesen rätselhaften Ereignissen erreichten wir jedoch zwei Tage später das Dorf Ugerion, zu dem wir von Quaril aus einem verwitterten Wegweiser gefolgt sind.
Aldagrim und Jarvena zogen sogleich los und erkundigten sich nach ihren Lieblingsfragen der letzten Zeit, während ich bei Lat-Tschatu und Benni blieb. Der Händler bot seine Waren auf dem kleinen Marktplatz dieses in feuchtem Grasland gelegenen Dörfchens an und erfuhr auch, dass Ugerion bekannt ist für sein gutes Holz, das in einem nahe gelegenen Wald hier geschlagen wurde.
Lat-Tschatu bestand darauf, auf die nächste Lieferung des Holzfällerlagers zu warten, was uns einige Tage Zeit verschaffen würde. Ich entschloss mich also dazu, zusammen mit Aldagrim und Lucian zu diesem Holzfällercamp in „Erreths Wald“ zu ziehen und mich dort ein paar Tage nützlich zu machen. Vielleicht kann ich dort von den beschäftigen Männern auch einige nützliche Informationen bekommen.
Vorher jedoch kehrten der Söldner und die Amazone mit Nachrichten zurück, die uns wenig überraschten. Ein Dachdecker und ein Zimmermann wurden vor einigen Jahren brutal ermordet und ein frisch geweihter Schmied verschwand spurlos. Meine Begleiter hatten auch den örtlichen Bestatter, Mister Gray, befragt und dabei herausgefunden, dass Leichendiebstähle und Grabschändungen in Ugerion keine Seltenheit seien. Auf eine genaue Frage hin erinnerte er sich auch an die Berufe der geschändeten Leichname. Diese seien Zimmerleute und Holzfäller gewesen, wie sie in Ugerion ja zahlreich vorkommen, sowie Ledergerber, Schmiede, Schafhirten und Bauersfrauen. Aldagrim sieht damit seine Theorie weiter als bestätigt an, erwähnte jedoch auch hier wieder einen Glaubenskämpfer des Halphas, der den Leichenbestatter vor einigen Jahren ebenfalls ähnlich wie befragte.
Just in diesem Augenblick tauchte ein weiterer Kaufmann mit seinem Karren auf, der es offenbar recht eilig hatte. Lat-Tschatu sprach ihn an und wollte ihm den Wagen abkaufen – er hatte sich die Idee, fortan als Händler für gutes Ugerion-Holz aufzutreten, wohl fest in den Kopf gesetzt – doch der Kaufmann lehnte freundlich ab. Es war Meldor, der alte Mann, dem wir schon öfters hier in der Umgebung begegnet waren. Er war gut gelaunt und informierte uns darüber, dass er wieder weiter in Richtung Norden ziehen würde, weil dort offenbar eine uralte Plage aufgewacht ist. Dort würden jede Menge Waffen und Rüstungen aus seinem Sortiment gebraucht werden. Lat-Tschatu fragte vorsichtig nach, was er denn meine und Meldor antwortete vergnügt, dass den Gerüchten zufolge Chadast der Goldene erweckt wurde. Mir sagt dieser Name nichts, aber ich erinnere mich mit Schaudern an das in Gold gerüstete Skelett, das uns fast das Leben gekostet hätte. Der Umstand, dass Lat-Tschatu mehrmals die Farbe wechselte sagte mir eigentlich schon genug. Er versetzte mir direkt einen Stoß in die Rippen, als ich in Richtung Meldor zu einer Frage ansetzte, und zischte mir zu, dass er mir das später erklären würde. Warum bin ich nur nie überrascht von meinen dunklen Vorahnungen?
Der Söldner, Lucian und ich zogen anschließend nach Süden zu besagtem Wald, um uns dort ein wenig unter die Leute zu mischen. Dort gibt es entweder genug Bäume oder zu wenig Leute, jedenfalls wurden wir mit Handkuss aufgenommen. Berichte der Holzfäller über gelegentliche Attacken von Grünhäuten und seltsamen Riesenspinnen sowie das Gerücht, dass sich ein Troll in dem Wald herumtreiben würde, stießen bei Aldagrim und Lucian auf Interesse, ich konnte die beiden jedoch davon überzeugen, dass wir jetzt nicht noch Jagd auf Trolle machen würden.
Wenig später am Tag traf auch schon Lat-Tschatu ein und nahm mich zur Seite. Er erklärte mir, dass das golden gerüstete Skelett wohl durch seine Schuld erweckt wurde. Chadast der Goldene. Der Name ging mir von da an nicht mehr aus dem Kopf, während ich Bäume hackte, die in ihrer Rinde auffällige Ähnlichkeiten mit dem Gesicht von Lat-Tschatu hatten.

Müde fiel ich abends in mein Feldbett. Wir übernachteten im Lager der Holzfäller, der Weg zum Dorf zurück hätte sich nicht gelohnt und einige Stunden in Anspruch genommen. Schließlich wurde ich mitten aus dem tiefsten Schlaf gerissen, als Grimaldas Wanderfalke über dem mir zugewiesenen Zelt randalierte. Er hatte eine Nachricht dabei, die ich sofort las. Darin stand nur, dass Lat-Tschatu eine Horde Untoter beobachtet hatte, die auf dem Friedhof von Ugerion erstand und dass jeder waffenfähige Mann im Dorf gebraucht werden würde. Wütend machte ich mich schnell fertig für den Aufbruch und informierte die Holzfäller. Warum konnte man diesen Händler nicht einfach mal ein paar Stunden alleine lassen, ohne dass direkt irgendetwas passierte. Was treibt der eigentlich um Mitternacht auf dem Friedhof von Ugerion?
Als wir einige Stunden später im Dorf ankamen, wurde es schon fast wieder hell. Jarvena, Lat-Tschatu, Grimalda, Benni, Leonardound ein mir unbekannter Mann in der typischen Tracht eines Magiers warteten vor dem Friedhof auf uns. Die Dorfbewohner selbst hatten sich ängstlich in ihren Hütten verbarrikadiert. Lat-Tschatu ignorierte die Frage, was er überhaupt auf dem Friedhof zu suchen hatte und stellte mir den Unbekannten als Zinn vor, seines Zeichens, wie ich bereits richtig vermutete, Magier und Reliquienhändler. Danach erzählte er ausschweifend seine Erlebnisse, angefangen damit, dass er auf dem Friedhof ankam und eine seltsame gebeugte Gestalt aus einem Kreis grünen, leuchtenden Nebels heraustreten sah. Die Gestalt schlurfte zum nächsten Grab, sank auf die Erde und begann laut Lat-Tschatu eine Beschwörung in einer unbekannten Sprache, die dem Händler ebenso alt wie gefährlich vorkam. Zinn bestätigte dies mit einem Schaudern, was mich beunruhigte. Meiner Einschätzung nach ist dieser Mann recht fähig auf seinem Gebiet, und was einen Spezialisten zum Schaudern bringt ist für einen einfachen Mann wie mich gut genug zum Flüchten.
Mit schuldbewusst gesenktem Blick erwähnte Lat-Tschatu noch beiläufig, dass er aus der Anrufung dieser Gestalt den Namen Chadast heraushören konnte. Wunderbar, genau so habe ich mir das vorgestellt.
Anschließend sei die Gestalt unverrichteter Dinge wieder aufgestanden und zurück in den leuchtenden Kreis geschlurft. Kaum hatte sie diesen passiert, brachen überall auf dem Friedhof die Leichen aus dem Boden, gruben sich ins Freie und zogen ebenfalls unaufhaltsam in den Leuchtkreis. Dass sie wirklich unaufhaltsam waren stellten meine von Lat-Tschatu lauthals und eilends herbeigerufenen Begleiter schnell fest. Jarvena hatte gar versucht, sich zwischen den Leuchtkreis und eine der wandelnden Leichen zu stellen, wurde dann jedoch angegriffen und war gezwungen, den Zurückgekehrten zu vernichten. Laut eigener Aussage schlug sie ihn mit ihrer Waffe in zwei Hälften, doch die Teile des Leichnams krochen selbst dann noch weiter auf das Tor zu. Anschließend, so meine Begleiter, hätten sie versucht, einige der wandelnden Toten zu binden, diese stellten sich jedoch als viel zu stark heraus. Selbst Benni, dessen körperliche Kräfte nun wirklich nicht zu unterschätzen sind, war nicht in der Lage, auch nur einen dieser Zombies festzuhalten. Was meine Begleiter sich jedoch davon versprachen, wenn sie ein paar Zombies und Skelette zurückhalten konnten, verschloss sich mir.
Nach einigem Hin und Her beschlossen wir, dass wir es darauf beruhen lassen würden. Was hätten wir auch schon tun können? Ich fragte Lat-Tschatu noch nach diesem Magier und er erzählte mir, dass Zinn offenbar recht reich und im Reliquienhandel tätig ist. Er habe gerade ein Geschäft erfolgreich abgeschlossen und sei nun auf dem Weg von Iolingus nach Nazar.

Nachdem wir dann noch ein wenig ausgeschlafen hatten, brachen wir dann am darauf folgenden Tag in Richtung Süden auf, einem Pfad nach Iolingus folgend. Nach etwa zwei Tagen ereignete sich am Eingang zu einer Schlucht ein Zwischenfall. Wir fanden dort eine ausgeraubte Karawane, die offenbar dahingeschlachtet wurde, und schreckten auch gleichzeitig ihre Mörder auf. Sie flüchteten direkt durch die Schlucht und ein Mann zog einen der Planwagen in die Enge, kurz bevor er das Zugtier tötete. Damit war uns fürs Erste der Weg versperrt. Jarvena knurrte unverhohlen; sie hatte den Anführer erkannt. Kein geringerer als der uns bereits begegnete Pablo Boraces trieb hier sein Unwesen, ein Mann, wegen dem wir, grob gesehen, überhaupt erst in den Norden Tinors gelangt waren. Mich überraschte nur, dass Jarvena nicht unverzüglich zur Verfolgung ansetzte. Da hätte ich sie anders eingeschätzt. Wie dem auch sei, wir bestatteten die Leichen der glücklosen Händler und ihrer erfolglosen Bewacher ordnungsgemäß und zogen dann weiter in Richtung Süden.
Einen weiteren Tag später, das sollte ich vielleicht kurz erwähnen, trafen wir im Hügelland nahe des Duma auf den Reliquienjäger Pascoag. Dieser wurde gerade von zwei Berglöwen attackiert, die jedoch Reißaus nahmen, als wir ihm zu Hilfe eilten. Wir luden den erschöpften Lethonier natürlich zu uns ans Feuer ein. Als wir ein wenig ins Gespräch kamen erzählte er uns auch den Grund seiner Reise in die Wildnis. Er war unterwegs von Tinor zurück nach Balung, da er offenbar ein Treffen von Mitgliedern des St.Johns-Bundes mit einem reichen Auftraggeber verpasst hatte. Pascoag berichtete, dass für diesen die Gebeine des legendären Uhlum-Ordenskriegers Valerion geborgen werden sollten. Er habe zwar keine Ahnung, was ein Magier – der Auftraggeber – mit den sterblichen Überresten eines Uhlum-Glaubenskämpfers anfangen wolle, doch das Fragen stellen gehöre in solchen Fällen nicht zu seinem Metier. Direkt erinnerte sich Lat-Tschatu an Zinn und berichtete dem Reliquienjäger, dass das Geschäft wohl schon abgeschlossen sei.
Ich halte es für voreilig, solche Zusammenhänge zu sehen, und offenbar war auch Pascoag nicht davon überzeugt, dass es sich bei seinem Auftraggeber um den von Lat-Tschatu beschriebenen Zinn handelte. Ich bin der Meinung, dass es genug verrückte Magier auf der Welt gibt, die in allem möglichen einen Sinn sehen und danach jagen, es würde mich nicht wundern, wenn zwei davon im Kaiserreich Tinor herumziehen.
Am nächsten Morgen zog Pascoag dann weiter nach Osten und wir setzten unseren Weg nach Iolingus fort.

Als wir das Dorf gegen Abend des nächsten Tages erreichten, bot sich uns ein trauriges Bild. Die Siedlung war wohl schon seit Längerem verlassen, die meisten Behausungen bestanden nur noch aus Ruinen. Der kühle Wind blies heulend durch zerstörte Häuser und verlieh der Szenerie etwas Schauriges. Meinen Begleitern scheint dieser Ort auch nicht sehr zu gefallen, sie erscheinen mir irgendwie unruhig. Jedenfalls zogen sie direkt unabhängig voneinander los, die Ruinensiedlung zu erkunden. Aldagrim mussten wir von einem heruntergekommenen Wachturm retten, er war dort durch die Treppe gebrochen und hing hilflos über einem Abgrund. Direkt, nachdem seine Rettung gelungen war, rief uns Jarvena zu sich.
Auf dem Weg, Aldagrim zu helfen, war sie durch eine Falltür eingebrochen und mit dem Fuß hängen geblieben. Die morsche Tür mitten im Boden, innerhalb der Ruinen eines Seitengemäuers, hatte dort ein klaffendes Loch, wo die Amazone hinein getreten war. Aldagrim zog die Tür auf.
Es war schon ein seltsamer Anblick, wie alle um den Schacht herum kauerten und sich niemand wagte, etwas zu sagen. Irgendwie verströmte dieser dunkle Tunnel vor uns ein unangenehmes Gefühl, das einem eine Gänsehaut über den gesamten Körper jagte. Schließlich fasst sich Lat-Tschatu ein Herz, entzündete eine Fackel und warf sie in den Schacht, um den Boden ausfindig machen zu können. Einige Meter unter uns Lag nun die Fackel, aber immer noch wollte niemand den Abstieg wagen, zumal keine erkennbaren Trittstangen, Stufen oder ähnliches in die Wand eingelassen waren. Lat-Tschatu weigerte sich nun sogar, mit diesem Schacht etwas zu tun haben zu wollen. Jarvena schloss sich ihm ziemlich direkt an und wollte das Loch in der Falltür versiegeln. Dazu suchte sie in den Ruinen nach Brettern oder Planken und fand auch just eine gewaltige Holzbohle, auf der sie dann schließlich den dort eingebrannten Schriftzug Vyr 818 fand. Das gab uns erneut Rätsel auf, und während Aldagrim sich noch dafür ereiferte, den Schacht zu untersuchen, schloss Jarvena die Tür und legt das schwere Holzstück darüber.
Wir wendeten uns gerade ab, als ein plötzliches Heulen davon kündete, wie ein starker Luftzug durch den Schacht geblasen wurde, denn immerhin wurde die auf dem Loch in der Falltür liegende Holzbohle hoch in die Luft geschleudert und landete, nun mit dem Schriftzug nach unten weisend, wieder unversehens auf dem Loch. Aldagrim sah dies direkt als Fingerzeig der Götter, dass es den Schacht zu erkunden gelte, doch die anderen waren nun nur noch mehr davon überzeugt, die Finger davon zu lassen. Das erste Mal seit unserer gemeinsamen Reise kann ich hier der Mehrheit ohne zu Zögern zustimmen.
Aldagrim zeigte sich halbwegs beruhigt, als Jarvena zustimmte, ein nahe gelegenes Kellergewölbe nach einem Durchgang in den Schacht zu untersuchen. Außer, dass sie einen Schwarm Fledermäuse aufschreckten und dadurch selbst fast zu Tode erschreckt wurden, fanden sie aber nichts, so dass wir uns mit mulmigem Gefühl zur Nachruhe begaben.
Diese Nacht werden wir wohl so schnell nicht vergessen. Zuerst weckte uns Lat-Tschatu während seiner Nachtwache und berichtete von einem geflügelten Ungetüm, das sich in einen Menschen verwandelt hätte und in den Schacht hinab gestiegen sei. Wir konnten keine Spuren von Leben in der Dunkelheit entdecken, also schliefen wir weiter. In der zweiten Nachtwache, von Jarvena und Grimalda, wurden wir wieder geweckt.
Die Amazone hatte Schritte gehört und kurz darauf gesehen, jedoch blieb es auch genau dabei. In den Staub der Ruinen drückten sich Stiefelspuren ab, die mit einem Mal verschwanden. Jarvena behauptete sogar, dass sie vor Schreck mit ihrem Zweihänder einen Streich direkt über den sich bewegenden Fußspuren geführt hatte, aber nichts passiert sei.
Eine knappe Untersuchung der Falltür brachte nur zu Tage, dass diese in absolut tadellosem Zustand war. Das Holz war fest und frisch, die Beschläge aus Bronze und selbst Jarvena konnte der Falltür mit ihrem Zweihänder keinen Kratzer bringen. Ich versuchte noch, sie einfach zu öffnen, wurde aber durch eine energetische Entladung weggeschleudert. Ich sah noch eine Rune aufleuchten und wieder verblassen, dann lag die Falltür wieder unverändert vor uns.
Wir beschlossen am nächsten Tag, hier nicht zu warten sondern direkt weiter zu ziehen. In den Ruinen war ein Wegweiser zu finden, der uns das Dorf Lombumeau im Norden anzeigte. Wir folgten also dem Bergpfad und begegneten wenig später drei finsteren Männern, die sich als Kopfgeldjäger ausgaben und uns nach Pablo Boraces und Pat Bateman ausfragten. Bereitwillig gaben wir über Pablo Boraces letzten bekannten Aufenthaltsort Auskunft, woraufhin die drei, die sich uns als Loco, Django und Franco vorstellten, auch direkt weiter zogen. Aldagrim fragte die drei noch, ob Lombumeau auch eine Ruine wie Iolingus wäre, was sie verneinten und dann weiter ritten.
Seit wir Iolingus betraten, verfolgte uns unangenehmes Wetter. Es war schwer, voran zu kommen, so erreichten wir die tandarische Siedlung Lombumeau erst einen Tag später als geplant, um unsere Vorräte aufzustocken. Bemerkenswert, dass tandarische Exilanten im Gebirge von Nord-Tinor eine neue Heimat gefunden hatten. Wir kamen ihnen gerade rechtzeitig zu Hilfe, denn das Dorf wurde gerade von Bergwesen angegriffen, die ich noch nie gesehen hatte. Wir konnten sie jedoch relativ schnell besiegen und in die Flucht schlagen. Aldagrim und Jarvena mussten dabei allerdings eingehend verarztet werden, da sie schwere Verletzungen gegen die Monster davongetragen hatten.
Beim anschließenden Mahl in der Dorfschenke kamen wir mit den Bewohnern Lombumeaus recht schnell ins Gespräch und bereitwillig beantworteten sie dem geschwächten Aldagrim seine Fragen. Der Söldner notierte also einen verschwundenen Steinmetz sowie die Grabplünderungen bei einem Schmied, einem Zimmermann und einem Halphas-Priester.
Nach dem Tod des letztgenannten bekamen die Dörfler übrigens Besuch von einem weiteren Priester des Halphas, der ihnen Mitgefühl aussprach und Ersatz von seinem Orden zusicherte. Der traf jedoch nie ein, sondern der Priester des Ashrarn namens Urfeus kümmert sich seitdem um den Gottesdienst.
Erstmals seiner einer Woche konnte ich mich baden und beruhigt in ein Bett fallen lassen. Obwohl draußen ein Gewitter wütete, wie es in den Gebirgsgegenden häufig vorkommt, schlief ich schnell ein und zu meiner Überraschung erstaunlich gut.

Der Beitrag wurde von Medivh bearbeitet: 31.05.2006 - 12:52


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